Ich bin mittlerweile seit zwei Wochen mit meiner Freundin Sylvia auf Bali und es fühlt sich immer noch an, als würde diese Reise erst beginnen.
Rund 20 Stunden nach dem wir unsere Wohnung verlassen haben, sind wir in unser „Privat Taxi“ einsteigen, welches wir am Vortag noch organisiert hatten. Auf den ersten Metern wird bereits klar, hier ticken die Uhren anders… ganz anders!
Über den Straßenverkehr in anderen Ländern hörten wir im Vorfeld viel, doch wie immer, erleben ist eine ganz andere Nummer. Zunächst viel die Dichte an Rollern auf, so viele und so kreuz und quer, dass ich diese nicht mal zählen könnte wenn ich wollte. Das nächste sind die Straßenmarkierungen und sowas wie Fahrbahnen, doch es erscheint mir, als wäre dies hier nur verschwendete Farbe auf Asphalt.
Erst auf unseren Touren der letzten Tagen, abseits der Touristenstrecken wurde mir der Sinn der Markierungen klar. Die Straße kaum so breit, dass ein Auto darauf fahren könnte, kommt der Gegenverkehr hupend um die Ecke geschossen (Hupen als Signalindikator – hier bin ich – wird hier genutzt als Echolot). Dabei dient die Mittellinie als Hilfsmittel, wie weit in den Abgrund geholpert wird, um fair aneinander vorbei zu kommen.
Klingt alles sehr abenteuerlich, doch fühle ich mich zu jeder Zeit absolut wohl und sicher, denn hier herrscht ein Miteinander, wie ich es noch nie erlebt habe. Und dieses Miteinander ist in so vielen Bereichen zu sehen, hören, spüren und zu erleben.
Bereits auf unserer ersten Fahrt erklärt unser deutschsprachiger Fahrer Gent uns einiges über die lokalen Gegebenheiten und gewährt uns erste Einblicke in die hier gelebte Religion, Spiritualität und Lebensweise. So viel vorweg, wenn hier „gebetet“ oder Rituale durchgeführt werden, so richten sich diese immer an alles und jeden im Universum.
Hier herrscht ein Einklang zwischen Natur, Mensch, Tier und Spirit.
Nach ca. 30 Minuten fahrt sind wir in unserer Unterkunft für dir ersten 5 Nächte angekommen – im Segara Village – ein Hotel in Sanur „direkt“ am Strand (östlicher Teil der Insel, welcher als eher ruhig gilt).
Alles etwas kleiner als gedacht, doch gleichzeitig positiv erschlagen von wundervoller Natur im Einklang mit Poollandschaft, empfängt uns eine offene, wundervolle Lobby. Überall, wo wir nur hinschauen, blühen atemberaubende Blumen, es gibt riesige Blätter und bisher unbekannte Tiergeräusche.
Es wirkt harmonisch und doch so fremd.. sind wir wirklich auf Bali? Alles kommt so vor, als würde mir jemand nonstop eine Postkarte vor die Augen halten und ich kann nicht dran vorbei schauen! Das Gefühl wird noch eine Weile anhalten – heute, nach zwei Wochen auf dem Weg mit dem Shuttle zurück zum Hotel, war der erste Augenblick, wo es sich wie ankommen anfühlte.
Die ersten Tage in Sanur waren genau, was wir uns erwünscht haben, wir konnten Stück für Stück uns etwas mehr aus unserer Komfortzone heraus wagen und langsam das Land entdecken. Hier typisch ist, dass es maximal Frühstück im Hotel und der Unterkunft gibt. Es gibt in den Hotels meist ein oder mehrere Restaurants, jedoch sind diese im Verhältnis sehr teuer (ca. 10€ für Hauptgericht + Getränk p.P.) und sehr europäisch gewürzt – ehrlich gesagt, einfach fad! Dennoch hat uns Gent empfohlen, wir mögen zunächst im Hotel essen, um uns an das Klima und die lokalen Gerichte zu gewöhnen.
In der zweiten Woche haben wir dann das erste Warung ausprobiert. Hier gibt es mehrere Stufen von Essensläden – ganz oben stehen die Restaurants, dann kommen Warung’s und dann gibt es noch unzählige „Straßenläden“. Wobei die Straßenläden teilweise auch einfach umfunktionierte Roller sind, auf welche eine Art Küche drauf gebaut wurde… mit Worten nicht zu beschreiben, da muss ich mal ein Bild von machen.
Mittlerweile bin ich süchtig nach Warung’s und dem lokalen Essen.. Super leckeres Essen (erst einmal (beim zweiten Besuch) nicht so unsers gewesen), immer liebevolle Menschen und für fast unvorstellbare Preise.. Unser Mittagessen heute hat für beide zusammen 120.000 IDR gekostet, was ca. 8€ sind.
Für diese 8€ gab es einen Milchshake, Smoothie, Vorspeise und zwei Hauptgerichte – alles komplett frisch gemacht!
Unser zweites Hotel lag in Legian (Region Kuta – Party Meile) – wow! Okay, das ist wirklich viel Verkehr und hibbeliges Treiben! Wobei wir, als wir uns zu unserem Hotel stauten, darauf hingewiesen wurden, dass es Nebensaison ist und wegen dem Corona-Mimimi absolut leer ist. Normalerweise sind hier für 1-2 KM schnell über eine Stunde Fahrzeit einzurechnen. Daher wird hier auch nie nach Entfernung berechnet, sondern nach Zeit. Wir haben bisher 15-20€ für jeweils ca. 30 Minuten gezahlt, wobei die Preise vorher fix ausgemacht waren und eher teurer, da Privatfahrer und nicht einfach Taxi.
Nach Legian hat es uns getrieben, da als festes Ziel für Bali das Thema Surfen lernen auf meiner Liste stand und irgendwie auch weiterhin steht 😉 Während der Strand in Sanur etwas kurz rund bei Ebbe stark von Seegras bedeckt ist, ist der Strand in Kuta, Legian und Canggu riesig und mit DEUTLICH mehr Wellen bestückt. Ein pures Paradies für Surfer! Schwimmen ist eher im Pool 😉
7 Tage waren wir dort, 4 davon war ich am Surfen – ist das ein geiler Sport! Als Kind habe ich etwas Skateboard gefahren und als Teenager war ich begeisterter Snowboarder, wobei ich das aus gesundheitlichen Problemen mit meinen Fersen leider aufgeben musste. Ich war jedoch schon immer eine Wasserratte und so ist surfen für mich die ultimative Verbindung meiner Leidenschaften!
Ich hatte mir erst vorgestellt, dass ich zweimal – und zwar jeden Tag – surfen gehe. Nach dem uns die Surfcamps etwas zu teuer waren (ca. 150-200€ /Nacht für uns zwei), wurde es eine gut bewertete Surfschule. Diese hat immer 2 ½ Std. Kurse angeboten für je rund 20€.
Für mich ein unfassbar tiefgründiges Erlebnis! Am ersten Tag haben Sie mich auf ein riesiges Board gestellt, was dazu führte, dass ich direkt auf der ersten Welle gestanden bin – JIPIII, was ein geiles Gefühl!! Nach 3 Tagen brauchte ich die erste Pause, da mein Körper einfach keine Kraft mehr hatte und nach 5 Tagen war der Sonnenbrand im Gesicht und an den Waden dazu so ausgereift, dass ich lieber verzichtet habe.
Seit drei Tagen sind wir nun am Stadtrand von Ubud. Der Stadt, welche den Spirituellen zugesprochen wird und sich etwas höher gelegen im Landesinneren befindet. Unser Zimmer hat direkten Blick auf Reisterrassen und Palmen – anders als am Strand und ebenso wow!
Das Hotel – wenn man es so nennen kann – ist recht preiswert (ca. 30€/Nacht für 2 Personen inkl. Frühstück) und die Gegebenheiten echt schön. Was hier nur echt nervt ist das Personal! Aus Sanur ein wenig und abgehärtet aus Legian kennen wir schon die andauernden Sprüche „Taxi?? Maybe tomorrow?“ und „looking my shoooop!“ ziemlich gut..
Dafür werden wir hier von JEDEM gefragt, was wir heute vorhaben und wann und was wir gemacht haben und wann wir denn fahren, was wir frühstücken wollen und wann… BOAH, geh mir nicht auf‘n SACK! Auch wird selten an der Tür geklopft, über die Terrassentür kann man ja viel leichter ins Zimmer schauen.. – WHAT!? Naja, geplant sind 7 Tage hier, mal sehen ob es die auch werden.
Viel spannender sind die Gründe, warum wir hier sind, unser Erlebnis gestern, als auch unser erster „Ausflug“ nach Downtown-Ubud heute..
Hier gibt es einen kostenlosen Shuttle-Service, welcher uns an der Hauptstraße in Ubud absetzt. Unser erster Weg ging zu einer Wäscherei – denn wir sind nur mit dem Rucksack unterwegs und Hotels wollten gerne mal für jedes T-Shirt 1-3€. Heute haben wir 2€ für 2 KG Wäsche gezahlt.. super lieber Mensch. Mal sehen, wie sauber und trocken morgen alles ist 😉
Ansonsten erschien uns Ubud auf den ersten Blick einfach nur laut und der Ubud-Markt hatte gefühlt in jedem „Laden“ immer die gleichen Waren.. Das eintauchen in die ersten Seitenstraßen hat dann wiederum schon eine ganz andere Seite gezeigt.. Auch wenn ich bisher wahrnehme, dass für die meisten schon Yoga und Massagen Spiritualität bedeutet.. morgen werden wir wieder ein paar Stunden da sein – ich bin gespannt.
Der Tag gestern stand im Zeichen der Palmblattbibliothek. Sylvia und ich waren bei einem Brahmanen und hatten eine Palmblattlesung. Es heißt, dass es dort für jeden Menschen ein Palmblatt gibt, auf welchem geschrieben ist, was wir in vergangenen Leben gemacht haben, was unsere Stärken und Schwächen sind und vor allem, was unsere Aufgabe für dieses Leben ist.
Aber dazu werde ich einen eigenen Artikel schreiben..
Spoiler: Spannendes Erlebnis, viele Erkenntnisse und noch etwas rebellierender Verstand..
Danke für die tollen Eindrücke!